Wie jedes Jahr war ich mit allen Weihnachtsvorbereitungen
schon am frühen Nachmittag fertig, um dann mit meinen 3 Kindern
gemütlich zusammenzusitzen und gemeinsam auf das Christkind zu
warten. Der Duft von Plätzchen, der Weihnachtsgans und dem Kinderpunsch
erfüllte das ganze Haus und ich erzählte den Kinder alle möglichen
Weihnachtsgeschichten.
Sie wollten immer mehr hören, aber langsam wusste
ich keine weihnachtlichen Geschichten mehr, so dass ich von den Weihnachtsfesten
aus meiner Kindheit erzählte. Nun, als Kind war ich kurz vor dem
Fest furchtbar aufgeregt und wieselte allen möglichen Leuten vor
die Füße. Natürlich passierte dann immer etwas. Mal
ließ ich etwas fallen, ein andermal stieß ich aus versehen
jemanden an.
Und so kam es, obwohl Handgreiflichkeiten in unserer Familie
streng verpönt waren, dass mich irgendeiner (vom Bruder bis hin
zur Tante) mit einer Watsch'n wieder auf den Boden der Realität
zurück brachte. So ging das jedes Jahr und es regte sich außer
mir keiner mehr auf, denn der Bub hat ja mal wieder seine Weihnachtswatsch'n
bekommen, das ist schon fast Tradition. Meine Kinder quietschten vor
Vergnügen, dass auch der Papa so seine Schwierigkeiten hatte, doch
leider fiel mir jetzt überhaupt nichts mehr ein und das Christkind
sollte erst in einer halben Stunde kommen.
Ich nahm meinen jüngsten auf den Schoß und
fing an mit ihm herumzualbern und ihn zu kitzeln. Dabei verdrehte er
sich fürchterlich den Fuß und im Reflex gab er mir eine schallende
Ohrfeige. Wütend hob ich in hoch und wollte gerade anfangen in
gehörig zu schimpfen, da sagt seelenruhig mein ältester Sohn:
"Aber Papa, was regst du dich auf, er hat doch nur eine alte Tradition
wieder aufleben lassen!"
Da mussten wir alle herzhaft lachen und der Weihnachtsfrieden war wieder
gerettet.