Da Österreich zum deutschsprachigen Raum gehört, darf man
sich nicht wundern, dass es fast gleichen Bräuche hat wie in Deutschland.
Und doch ist manches anders. Hier kommt nicht der Weihnachtsmann, sondern
das Christkind, welches die Geschenke bringt.
Doch am 6. Dezember kommt erst einmal der Heilige Nikolaus, sozusagen
als Vorbote. Am Tag davor werden eifrig Schuhe und Stiefel geputzt.
Kein Fleckchen darf drauf sein und glänzen müssen sie wie
die Sterne am Himmel. Denn nur dann steckt der Nikolaus Äpfel,
Nüsse, Lebkuchen, Bonbons und vielleicht auch ein kleines Spielzeug
in die Schuhe. Manchmal kommt er sogar selbst zu Besuch. Wenn der Nikolaus
an eine Tür klopft, dann müssen die Kinder ein Gedicht aufsagen
oder ein Lied singen können. Der Heilige Nikolaus zieht mit seinem
Bischofsstab und einem großen Sack voller Geschenke durch die
Strassen und belohnt die Kinder, welche das ganze Jahr über brav
waren. Mit ihm kommt der Krampus, der den Teufel symbolisiert und die
Habergeiß (nicht in jedem Bundesland vertreten), die durch einen
Ziegenbock vertreten wird. Der Krampus kommt im zotteligen Fell kettenrasselnd
daher, mit Hörnern auf dem Kopf und einer langen roten Zunge, die
ihm bis über den Bauch hängt. Er hat auch eine Rute dabei,
die er allerdings nur für böse Buben braucht. In der Adventzeit
wird das Haus geputzt und gewienert, dass alles nur so glänzt.
Zimtsterne, Vanillekipferln, Anisbusserln und viele andere Kekse müssen
gebacken werden, und so helfen die Kinder fleißig mit. Der Teig
muss natürlich getestet werden und so verschwindet oft eine ganze
Menge davon im Magen! Der Vater übernimmt meist den "Ofendienst"
und passt auf, dass keine Kekse verbrennen. Ab und zu bleibt natürlich
ein Blech etwas zu lange im Ofen und die "braunen" Kekse müssen
sofort probiert werden! Adventszeit ist aber auch Bastelzeit. Viele
österreichische Familien sitzen am Abend zusammen und basteln Weihnachtsschmuck.
Zumindest solange die Kinder noch klein sind. Daneben verwendet man
glitzernden Glas- oder Holzschmuck und viel Lametta oder Engelshaar.
Nicht gerade umweltfreundlich, aber wundervoll anzusehen! Doch wenn
man nach den Weihnachtsfeiertagen alles wieder fein säuberlich
abklaubt, kann man es im nächsten Jahr wiederverwenden und es schadet
nicht der Umwelt. In vielen Städten gibt es während der Adventszeit
den Christkindlmarkt, der bis zum Tag vor Heilig Abend geöffnet
ist. Dort gibt es alles: herrlich glänzenden Weihnachtschmuck,
Papier- und Folienanhänger, Keramikwaren, Puppen und Teddys, Lebkuchenherzen
und bunte Kekse aller Art. Natürlich dürfen die Fressstände
nicht fehlen, die Frankfurter Würstchen, Brat- und Currywurst,
Leberkäse, sowie heiße und kalte Getränke anbieten.
Der Maronibrater an der Ecke verkauft "Heiße Maroni",
in der Schale gebratene Edelkastanien, die köstlich schmecken.
Vorbei an weihnachtlich duftenden Ständen führt der Weg hin
zum biblischen Stall mit der Krippe. Die Weihnachtskrippe ist uraltes
österreichisches und auch bayrisches Brauchtum. Man kann dabei
die unterschiedlichsten Krippendarstellungen bewundern. In manchen Orten
wird sogar ein Krippenweg zusammengestellt, der aus verschiedenen Stationen
besteht. Aber auch in der Familie ist die Krippe wichtig. Jedes Jahr
wird der Stall von Bethlehem aus dem Keller geholt, neu hergerichtet
und die Figuren fein geputzt. Maria und Josef werden hineingestellt,
in die Mitte kommt die Krippe, in die täglich ein neuer Strohhalm
gelegt wird. Schließlich soll das Jesuskind ja warm und weich
liegen. Erst wenn alle 24 Strohhalme drin sind, kann das Jesuskind hineingelegt
werden. Die Heiligen Drei Könige werden erst am 6.Januar dazugestellt.
Endlich ist der 24.Dezember, der Heilige Abend, angebrochen. Alles ist
alles in heller Aufregung. Die Kleinsten sitzen meist vor dem Fernseher
und "Warten aufs Christkind", eine Sendung, die es bereits
seit Anbeginn des Fernsehens in den 50er Jahren gibt. Die Mütter
rotieren zwischen Küche und Wohnzimmer, wo gereizte Väter
den Weihnachtsbaum besonders schön zu schmücken versuchen.
Schnell noch die Festtagskleider anziehen, schließlich will an
diesem Tag jeder besonders hübsch aussehen. Traditionell leitet
das österreichische Weihnachtslied "Stille Nacht, heilige
Nacht" die Bescherung ein. Die Tür zum Wohnzimmer wird geöffnet
und die Kinder bestaunen den wundervollen Weihnachtsbaum in seiner glänzenden
Pracht. In vielen Familien wird ein Instrument gespielt, sei es Klavier,
Blockflöte, Geige oder Gitarre. Weihnachtslieder werden gespielt
und gesungen, Gedichte aufgesagt, die Eltern sind zufrieden und erfreuen
sich an den Künsten ihrer Kinder. Endlich werden die Geschenke
verteilt. Ob das Christkind wohl an all die großen und kleinen
Wünsche gedacht hat?
Das Weihnachtsessen wird aufgetragen. Meist gibt es ein üppiges
Weihnachtsessen mit Fisch oder Fleisch und Weihnachtsgebäck (Mohnstrudel,
Kletzenbrot, Christstollen, Lebkuchen, Kekse). Traditionsgemäß
besucht man gemeinsam die Mitternachtsmette. Der Christtag, der 25.Dezember,
ist das richtige Familienfest. Man besucht die lieben Verwandten auf
dem Friedhof und zündet Kerzen an. Kommt man nach Hause wird als
Festessen meist Geflügel (Gans, Truthahn, Huhn) neben den unterschiedlichsten
herrlichen Beilagen serviert. Der letzte Weihnachtsfeiertag ist der
Stephanietag am 26.Dezember. An diesem Tag besucht man seine Verwandten
und Freunde. Am 6.Januar, dem Tag der Heiligen Drei Könige, endet
die Weihnachtszeit. Die Sternsinger, drei als die Könige Kaspar,
Melchior, Balthasar verkleidete junge Leute ziehen von Haus zu Haus,
singen den Segen, versehen den Türrahmen mit den Zeichen O-K-M-B
und der Jahreszahl und sammeln Geld für wohltätige Zwecke.
(O-Omega = Christus ist ohne Anfang und Ende, K-Kaspar, M-Melchior,
B-Balthasar)
Was gibt es sonst noch über Weihnachtsbräuche zu erzählen?
Weihnachten, das christliche Fest der Geburt Jesu Christi, wurde ursprünglich
am 6. Januar, der Epiphanie gefeiert, ab dem 4. Jhdt. verlegte man es
auf den 25. Dezember. Im Laufe der Zeit verbanden sich Weihnachten und
Jahresbeginn zu einem einzigen Fest. Das Neujahrsfest wurde erst wieder
1582 nach der Gregorianischen Kalenderreform ein selbständiges
Datum und damit wieder zu einem Festtag. Seit dem 6. Jhdt. wird Weihnachten
durch die Abhaltung dreier verschiedener Messen (Christmette, Engelsmesse,
eigentliche Festmesse) und der Schaffung einer Oktav (1. Januar) im
liturgischen Festkreis besonders hervorgehoben.
Einen tiefen Einschnitt erfuhr die einst sehr unterhaltsame Weihnachtsmesse,
wo Maskeraden, Marionettenspiele, heitere Musik- und derbe Liedaufführungen
aufgeführt wurden, in der Reformationszeit. Sowohl das Geburtsfest
als auch die Weihnachtszeit bis Dreikönig sind durch zahlreiche
liturgische und andere Bräuche charakterisiert.
Traditionsgemäß sind Heilige Abend, die Weihnachtsnacht und
der Christtag (25.12.) eine Einheit, wobei dem Heiligen Abend (24. 12.)
mit der Bescherung durch das Christkind bzw. dem Weihnachtsmann, den
säkularisierten Nachfolgern des hl. Nikolaus, als Gabenspender
heute zentrale Bedeutung zukommt. Noch in der Biedermeierzeit war Nikolaus
der Gabenbringer, zu dessen Namensfest (fallweise am Christtag oder
in der Neujahrsnacht) die Bescherung stattfand. Der Christbaum fand
ab dem 19. Jhdt. allgemeine Verbreitung, womit die Krippe ihre Mittelpunktsfunktion
verlor. Mit der Krippe war auch das Singen von Krippen- und Hirtenliedern
(bezeugt seit dem 11./12. Jhdt.) sowie den Sternsingerliedern verbunden.
Die gebräuchlichsten Weihnachtslieder entstammen dem 18./19. Jhdt.,
u. a. "O du fröhliche", "O Tannenbaum", "Ihr
Kinderlein kommet", "Alle Jahre wieder", "Es wird
scho glei dumpa" und das weltweit bekannte Lied "Stille Nacht,
Heilige Nacht" (1818). Kath. Familien begehen das Geburtsfest Christi
mit dem Besuch der Mitternachtsmette, die in heutiger Zeit meist auf
die Abendstunden vorverlegt wurde.
Neben der christlichen Feier von Christi Geburt und dem Heiligen Abend
als Bescherungstermin für die Kinder entwickelte sich in den letzten
Jahrzehnten Weihnachten zu einer vom Handel bestimmten Kauf- und Reisezeit.
Ab Ende Oktober stellen sich Werbung und Geschäftswelt auf den
Geschenkeeinkauf ein. Die ersten Schoko-Weihnachtsmänner, Spekulatius
und Lebkuchen werden angeboten, Lichterketten über den Straßen,
Weihnachtsmusik, weihnachtliche Geschäfts- und Auslagendekorationen
verkünden, das es "weihnachtet!" Advent- und Weihnachtsmärkte
laden ein und viele glänzende Kinderaugen bestaunen die bunten
Pracht. In den letzten Jahrzehnten entstanden zahlreiche Sozialaktionen,
wie u.a. die seit 1973 bestehende ORF-Aktion "Licht ins Dunkel"
zugunsten behinderter Kinder, "Bruder-in-Not"-Aktion der Katholischen
Männerbewegung, Aktionen der Caritas Socialis). In diesem Sinne
wird auch seit 1959 der beleuchtete "Christbaum für alle",
der jeweils von einem Bundesland gespendet wird, vor dem Wiener Rathaus
aufgestellt. Dieser Brauch wurde von vielen Orten übernommen.
von Krischa aus Finnland